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Network Marketing: ein Pyramidensystem?

Ist Network Marketing ein Pyramiden- oder Schneeballsystem?

Wenn es um das Thema Network Marketing geht, tauchen die Begriffe Pyramidensystem oder Schneeballsystem immer wieder auf. Woran liegt das? Insbesondere bei der Ansprache neuer Partner oder im persönlichen Umfeld werden Networker nach wie vor mit diesem Vergleich konfrontiert. Dabei hinkt der Vergleich, denn die Unterschiede sind mehr als deutlich.

Um es vorab klar und deutlich zu beantworten: Nein, Network Marketing hat nichts mit einem Pyramiden- oder Scheeballsystem zu tun. Die Erklärung bzw. Beweisführung ist sehr einfach:

Im Network Marketing werden Produkte verkauft. Bei einem Pyramiden- oder Schneeballsystem nicht. Das bedeutet schlicht und einfach, bei einem Pyramiden- oder Schneeballsystem gibt es keine Gegenleistung bzw. kein Gegenwert für eine getätigte Zahlung. Beim Network Marketing hingegen, findet eine reguläre Geschäftstransaktion statt.  

Warum wird das permanent verwechselt?

Bei einem Network Marketing Unternehmen kaufen Menschen Produkte direkt vom Unternehmen, und verwenden sie selbst. Wenn sie von den Produkten überzeugt sind, können sie die Produkte selbst auch verkaufen. Das bedeutet, sie werden zu selbstständigen Repräsentanten des Unternehmens. Besser bekannt ist dieser Beruf auch unter dem Begriff Handelsvertreter. Ein alteingesessener Beruf also. Als Repräsentanten verdienen sie fortan für jeden Verkauf eine Verkaufsprovision. Entscheidet sich einer ihrer eigenen Kunden wiederum dazu, die Produkte ebenfalls zu verkaufen, d.h. ebenfalls Repräsentant zu werden, entsteht eine Struktur. Ein Handelsvertreter hat praktisch selbst einen weiteren Handelsvertreter eingestellt! Daher nennt man Network Marketing auch Strukturvertrieb. In diesem Beispiel erhalten folglich zwei Handelsvertreter bzw. Repräsentanten eine Verkaufsprovision.

Aufbau eines Network Marketing Vertriebes

Ein Network Marketing Vertrieb ist im Prinzip nichts anderes als jeder andere Vertrieb auch. Nur das die Bezeichnungen eventuell etwas anders sind. In einem regulären Vertrieb gibt es z.B. einen Vertriebsleiter. Diesem unterstehen regionale Leiter, und denen unterstehen wiederum örtliche Leiter etc. Dabei ist es auch bei ganz normalen Unternehmen nicht ungewöhnlich, dass die jeweiligen Leiter durch eine Provision an den Umsätzen der ihnen untergeordneten Leiter, Region oder Verkäufer verdienen.

Bei einem Network Marketing Unternehmen gliedert man diesen Aufbau meistens in Ebenen:

– Ebene 1 erhält die eigene Provision sowie Provisionen aus den Ebenen 2,3 und 4.

– Ebene 2 erhält die eigene Provision sowie Provisionen aus den Ebenen 3 und 4.

– Ebene 3 erhält die eigene Provision sowie Provisionen aus der Ebene 4.

Dieser Aufbau unterscheidet sich nicht von einem gewöhnlichen Vertriebsaufbau: Ebene 1 ist der Vertriebsleiter, Ebene 2 der Landesleiter, Ebene 3 der Regionalleiter und Ebene 4 der Ortsleiter. Da durch diesen Aufbau naturgemäß eine pyramidale Struktur entsteht, wird Network Marketing fälschlicherweise häufig mit Pyramidensystemen verwechselt.

Aufbaut Strukturvertrieb

Was kennzeichnet einen Network Marketing Vertrieb?

Wie in jedem Unternehmen, möchte vermutlich jeder, der im Vertrieb tätig ist, Vertriebsleiter sein! Wohingegen es bei den meisten Unternehmen i.d.R. nur einen Vertriebsleiter gibt, kann im Network Marketing praktisch jeder Vertriebsleiter werden. Der Weg dahin ist einfach: man baut sich seine eigene Struktur, d.h. ein eigenes Team auf. Das ist die sogenannte Downline. Dies geschieht, indem man nicht nur selbst Produkte verkauft, sondern Menschen gewinnt, die ebenfalls Repräsentanten werden und dadurch Teil des eigenen Teams werden. 

Durch den Aufbau eines eigenen Teams wird man nicht nur zum Vertriebsleiter seines eigenen Vertriebs, sondern es entsteht auch noch ein weiterer Effekt, der Network Marketing zu einem einzigartigen Beruf macht: das passive Einkommen.

Was ist passives Einkommen?

Passives Einkommen entsteht automatisch, wenn man sich eine Downline (ein Team) aufbaut. Jedes Mal, wenn in der eigenen Downline ein Verkauf stattfindet, verdient man eine Provision. Passiv ist es, weil man nichts dafür tun muss! Besser formuliert: das Einkommen entsteht, ohne dass man selbst aktiv verkauft hat.

Baut man sich ein relativ großes Team auf, verdient man irgendwann so viel passives Einkommen, dass man – je nach Teamgröße – selbst nicht mehr unbedingt aktiv verkaufen muss. Die Tätigkeit wandelt sich dann eher in eine Art Management Position, denn es geht dann darum, das eigene Team zu managen. Darum ist es der Wunsch eines jeden Networkers, ein möglichst großes Team aufzubauen, um dann ein entsprechendes passives Einkommen zu generieren.

Fakt ist jedoch, es werden immer Produkte verkauft bzw. Geld gegen Ware getauscht. Das ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal, denn in einem Pyramiden- oder Schneeballsystem werden, wie gesagt, keine physikalischen Waren verkauft, sondern i.d.R. Verträge oder Optionen etc.

Was kennzeichnet ein Pyramiden- oder Schneeballsystem?

Pyramiden- bzw. Schneeballsysteme sind nach demselben Prinzip aufgebaut wie jeder andere Vertrieb auch. Allerdings werden hierbei keinerlei Waren gehandelt. Das bedeutet, die gesamte Organisation oder Struktur finanziert sich durch die Gelder, die durch jeweils neue Mitglieder eingebracht werden. Genauer formuliert: die Provisionen werden von den Geldern bezahlt, die neue Mitglieder einbezahlen. Das bedeutet wiederum, dass permanent neue Mitglieder geworben werden müssen, um das System am laufen zu halten.

Es werden keine Werte geschaffen oder Erträge erwirtschaftet, da das Unternehmen praktisch nur Geld sammelt und verteilt. Im Gegensatz zum Network Marketing, wo es darum geht, einen möglichst großen Kundenstamm aufzubauen, um dann langfristig Produkte zu verkaufen, geht es bei Pyramidensystemen nur darum, möglichst viele Menschen in das System reinzuholen, um von ihnen Geld ohne Gegenleistung zu erhalten. Von diesem frischen Geld werden dann Provisionen ausbezahlt. In der Branche nennt man dies häufig Kopfgeld.

Warum der Vergleich Network Marketing – Pyramiden- / Schneeballsystem hinkt?

Kenner der Branche, Experten, sowie natürlich jeder Networker schüttelt den Kopf, wenn mal wieder irgendwo ein eifriger Journalist ein Network Unternehmen als Pyramidensystem bezeichnet. Dieselbe Reaktion entsteht, wenn man im Bekanntenkreis oder bei Gesprächen mit Interessenten aufs Neue mit diesem Thema konfrontiert wird.

Die Reaktion ist verständlich, jedoch muss an dieser Stelle klargestellt werden: es gibt natürlich Unternehmen, die sich als Network Marketing Unternehmen ausgeben und auch Produkte verkaufen. Allerdings lassen sie in ihren Vertrieben so viele Ebenen zu, dass irgendwann für ein 100 € Produkt 50 € an Provision anfallen. Das kann natürlich nicht funktionieren. Diese Unternehmen stellen eine Mischform dar: sie sind zum einen Network Unternehmen, die Produkte verkaufen, zum anderen sind es jedoch Pyramidensysteme, da sie ab einer gewissen Vertriebstiefe die Provisionen nicht mehr aus erwirtschafteten Erträgen bezahlen können. Solche Systeme sind, wie Pyramiden- oder Scheeballsysteme auch, zum Scheitern verurteilt.

Prof. Dr. Florian Kraus, der jährlich im Auftrag des BDD (Bundesverband Direktvertrieb Deutschland) eine Studie zum Direktvertrieb durchführt bestätigt, dass es in der Branche schwarze Schafe gibt, wie in jeder Branche. Allerdings sei der Vergleich von Network Unternehmen mit Pyramiden- oder Schneeballsystemen problematisch, da Network Marketing eine völlig legitime und legale Form des Vertriebs ist. Das wurde im Übrigen bereits in unzähligen Gerichtsurteilen bestätig. Pyramiden oder Schneeballsystem hingegen sind in Deutschland per Gesetz verboten.

Tatsächlich ist der Hauptgrund für die permanente Vermengung von Fakten die Tatsache, dass Network Marketing Vertriebe eine Pyramidenstruktur aufweisen. Eine pyramidal aufgebaute Hierarchie ist an sich jedoch nichts schlimmes und in so gut wie jedem Unternehmen vorzufinden. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Systeme jedoch in vielerlei Hinsicht.

Worauf zu achten ist

Auf zwei wesentliche Faktoren sollte geachtet werden:

1. Es gibt keine Produkte.

2. Es gibt zwar Produkte, jedoch ist Ebenentiefe sehr groß. Das bedeutet, die Produkte sind im Vergleich unverhältnismäßig teuer.

Wohingegen der erste Fall offensichtlich ist, wird es beim zweiten schwieriger. Hier hilft ein Blick in den Kompensationsplan oder Provisionsplan. Wenn zu viele Ebenen vorhanden sind, besteht die Gefahr, dass die Produkte so teuer sind, dass sie keinen echten Gegenwert mehr bieten. Hier sei beispielsweise eine Tube Hautcreme für 800 € zu nennen. Solche Preise entstehen dadurch, dass zu viele Ebenen verprovsioniert werden müssen. In solchen Fällen handelt es sich zwar auch nicht unbedingt um ein Pyramiden- oder Schneeballsystem, allerdings sollte hier schon mal ein Alarmsignal angehen.

Ein weiteres Indiz für seriöse Unternehmen sind Schulungen und Ausbildungen, die vom Unternehmen angeboten werden. Auch wenn solche Angebote meistens mit Kosten verbunden sind, ist dies ein Hinweis auf Seriosität. Immerhin sollte man bedenken, dass Unternehmen selbst Dienstleister oder Ausbildungssysteme einkaufen müssen, und dass sie die Kosten dafür (in Teilen) weitergeben, ist legitim. Entscheidend hierbei ist auch, dass solche Ausbildungen darauf abzielen, den Menschen nicht nur Verkaufstechniken etc. zu vermitteln, sondern insbesondere die persönliche Weiterbildung, die sog. Persönlichkeitsbildung, im Fokus haben. Hierzu zählt z.B. ein breit aufgestelltes Coachingangebot. 

Fazit

Die Unterscheidung ist also relativ simpel. Natürlich nur, wenn man um die Fakten weiß! Warum die Branche laufend attackiert wird, ist eine andere Frage. Sicherlich auch, weil viele Menschen im Network einsteigen und dann glauben, das schnelle Geld zu verdienen. Wenn der Erfolg dann ausbliebt, wird schnell der Begriff des Pyramidensystems vorgetragen. Networker zu sein bedeutet, sich eine Selbstständigkeit aufzubauen. Dies braucht seine Zeit und ist vor allem vom eingebrachten Engagement abhängig.

Stelle Dir folgende Frage: wenn ein Autohändler am Wochenende dazu einlädt, seine neuen Modelle im Rahmen eines gemeinsamen Grillens zu testen, würdest Du mitmachen?

Würde der Autohändler Dir bei diesem Event anbieten, selbst ein Grillevent zu veranstalten, bei dem Du die neuen Modelle Deinen Freunden und anderen Gästen vorstellen kannst, würdest Du mitmachen? Natürlich erhältst Du im Falle eines Verkaufs eine Provision.

Anders gefragt, würdest Du hier ein Pyramidensystem vermuten?

Network Marketing gibt es bereits seit hunderten von Jahren und viele international Großkonzern verwenden diese Vertriebsform. Namen wie Vorwerk oder Tupperware verbindet sicherlich niemand mit Pyramidensystemen. Leider gibt es in der Network Branche natürlich immer wieder schwarze Schafe. Wie in jeder Branche. So auch bei den Medien, die gerne mal die eine oder anderer Tatsache etwas verdreht darstellen, damit für sie eine gute Story rausspringt. Dabei betreiben sie nicht selten selbst Network Marketing: sie bezahlen unabhängige Reporter dafür, ihnen Artikel zu liefern. Es ist nicht ungewöhnlich, das diese Reporter dann selbst wieder andere Reporter dazu beauftragen, einen Artikel zu liefern.

Das ist Network Marketing in Reinkultur!

Wenn Du Dich für den Beruf des Networkers interessierst, ist es am besten, wenn Du Kontakt zu Menschen suchst, die bereits in dieser Branche arbeiten und Dir ihre Erfahrungen anhörst. Achte bei Testemonials oder Erfahrungsberichten im Internet immer darauf, dass sie von realen Menschen stammen, die z.B. eine Email oder ein Social Media Profil angeben. Lass Dich keinesfalls von Deinem Plan abbringen, nur weil Dir jemand von den Gefahren eines Pyramidensystems erzählt! Sei jedoch gründlich und gewissenhaft bei Deiner Recherche. Seröse Unternehmen bieten eine unverbindliche Kontaktaufnahme sowie Erstinformation an. Nutze diese Angebote!

Letztlich bleibt festzuhalten, dass es kaum einen Beruf gibt, bei dem man sich in relativ kurzer Zeit ein solides Einkommen aufbauen kann. In Zeiten, in denen die meisten Gehälter unterhalb der 2.000 € Marke liegen und die Mieten oft 50% des Einkommens aufbrauchen, ist es eine durchaus interessante Option!